Die Prostata sollte für Männer kein Tabu-Thema sein
Die Prostata (Ableitung aus dem lateinischen pro stare = vorstehen) zählt zu den inneren männlichen Geschlechtsorganen. Sie ist am Hormonstoffwechsel, an der Spermabildung und der Ejakulation beteiligt. Die Prostata hat bei einem gesunden Mann etwa die Größe einer Kastanie (circa 4 Zentimeter) und ein Gewicht von 20 bis 25 Gramm.
Die Lage der Vorsteherdrüse befindet sich zwischen der Harnblase und dem Beckenboden. Dahinter liegt der Mastdarm. Die Prostata besteht aus gefäßreichem Bindegewebe, Muskelfasern und zahlreichen Drüsen. Sie ist von einer festen Kapsel aus Bindegewebe umhüllt. Die Struktur der Vorsteherdrüse ist in mehrere Zonen unterteilt. In der dünnen äußeren Schicht befindet sich überwiegend Bindegewebe und Muskulatur. Die Harnröhre ist fast ausschließlich von Muskelfasern und nur wenig Gewebe umgeben. In dem kleinen Bereich der sogenannten Transitionalzone (Übergangszone) befindet sich der Beginn der Harnröhre. Die zentrale Zone umfasst knapp ein Viertel der Prostata. Den Restbereich mit fast 75 Prozent bildet die periphere Zone. Die Prostata umschließt die Harnröhre im oberen Drittel. Ausführungsgänge der Drüsen münden in die Harnröhre neben dem Samenhügel.
In der Prostata wird ein Teil der Samenflüssigkeit produziert. Die Steuerung erfolgt durch das Hormon Testosteron. Das Sekret der Prostata liefert wichtige Mineralstoffe und Enzyme. Ebenso bewirkt es die Fortbewegungsfähigkeit der Spermien. Eine Sekretbildung findet erst ab der Geschlechtsreife (Pubertät) statt. Aufgrund der Lage und Beschaffenheit der Prostata sind Beschwerden häufig erst spät zuzuordnen. Als Symptome kommen Miktionsstörungen (Störungen beim Wasserlassen) sowie Störungen der Sexualfunktion in Betracht.
Dazu zählen:
• häufiger Harndrang (Pollakisurie)
• Brennen beim Wasserlassen
• gestörte und schmerzhafte Blasenentleerung (Dysurie)
• unfreiwilliger Urinverlust (Inkontinenz)
• Blut im Urin (Hämaturie)
• Störung der Erektion (erektile Dysfunktion)
• Blut in der Samenflüssigkeit
Beim Auftreten solcher Symptome sollte deshalb ein Arzt oder Facharzt für Urologie (Urologe) aufgesucht werden.
Mögliche Veränderungen und Erkrankungen der Prostata
Alters- und krankheitsbedingt kann es zu Veränderungen der Prostata kommen:
• gutartige Prostatavergrößerung (benignes Prostatasyndrom), Abkürzung: BPS
• Prostataentzündung (Prostatitis)
• Prostatakrebs (Prostatakarzinom)
Gutartige Prostatavergrößerung (benignes Prostatasyndrom)
Wenn eine vergrößerte Prostata den Harnabfluss behindert und dem Betroffenen dadurch das Wasserlassen schwerer fällt, liegt häufig eine gutartige Prostatavergrößerung vor. Diese Beschwerden beim Wasserlassen kommen bei Männern im mittleren und höheren Alter verbreitet vor. Mit dem Alter nimmt auch die Häufigkeit zu.
Bundesweit leidet jeder Vierte der über 50-jährigen Männer an behandlungsbedürftigen Beschwerden durch BPS. Zu den Risikofaktoren zählen neben dem Alter zusätzlich Übergewicht und mangelnde Bewegung. Etwa ab dem 30. Lebensjahr vermehren sich in der Übergangszone der Prostata Zwischengewebe und Drüsen. Neben dieser gutartigen Zellenvermehrung verringert sich im Alter der Androgen-Blutspiegel (männliche Sexualhormone).
Die Zellvermehrung in der Übergangszone verdrängt andere Gewebebereiche. Dabei entstehen Verhärtungen sowie Schwellungen und Knoten. Es kommt zur gutartigen Vergrößerung des Gesamtorgans. Der Verdrängungsprozess kann mit der Zeit zur Verengung der Harnröhre und Schwierigkeiten beim Wasserlassen führen.
Prostataentzündung (Prostatitis)
Eine Entzündung der Prostata kann in verschiedenen Formen entstehen:
• akute bakterielle Prostatitis
• chronische bakterielle Prostatitis
• entzündliches chronisches Beckenschmerzsyndrom
• nicht entzündliches chronisches Beckenschmerzsyndrom
• asymptomatische Prostatitis
Eine akute bakterielle Prostatitis kann sich schnell entwickeln und ein intensives Krankheitsgefühl durch Fieber, Schüttelfrost oder Muskelschmerzen hervorrufen. Ebenso leiden Betroffene unter Beschwerden beim Wasserlassen. Diese können in unterschiedlichen Formen wie Inkontinenz, Harnverhalt oder häufigem, starken Harndrang auftreten. Außerdem können damit Schmerzen verbunden sein.
Weniger intensiv und folgenreich verläuft die chronische Prostatitis, bei der es häufig nur zu wenigen Beschwerden kommt. Hierbei kann es sich um leichtes Fieber oder Erektionsstörungen sowie Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Samenerguss handeln. Eine chronische bakterielle Prostatitis liegt vor, wenn sie mehr als 3 Monate dauert.
Ein chronisches Beckenschmerzsyndrom liegt vor, wenn Schmerzen im Beckenbereich mehr als 3 Monate bestehen. Die Symptome bei der entzündlichen und nicht entzündlichen Version treten ähnlich der chronischen bakterielle Prostatitis auf. Symptomfrei verläuft dagegen die asymptomatische Prostatitis, die lediglich Entzündungszellen im Sperma aufweist.
Prostatakrebs (Prostatakarzinom)
In der ersten Entwicklungsphase deuten kaum spezifische Symptome auf Prostatakrebs (Prostatakarzinom) hin. In der Folge können Beschwerden beim Wasserlassen und Knochenschmerzen darauf hindeuten. Das Fehlen früher Warnhinweise liegt an der peripheren Zone der Prostata, in der hauptsächlich ein Tumor entsteht. Dadurch findet keine Verengung der Harnröhre statt. Diese entwickelt sich erst nach einer Vergrößerung des Tumors und des Verdrängungseffektes. Lediglich in seltenen Fällen, in denen ein Tumor in der Nähe der Harnröhre entsteht, treten frühe Störungen beim Wasserlassen auf. Vor einer Ausbreitung auf andere Organe (Mastdarm etc.) verursacht ein Karzinom meistens keine Schmerzen. Zu den unspezifisch auftretenden Symptomen eines fortgeschrittenen Prostata-Karzinoms zählen:
• Müdigkeit
• Abgeschlagenheit
• Leistungsabfall
• Schwächegefühl
• Appetitlosigkeit
• Gewichtsabnahme
• Blutarmut
Lymphknotenmetastasen können den Lymphabfluss beeinträchtigen und durch angesammelte Gewebeflüssigkeit zu geschwollenen Beinen führen. Ebenso kann eine Harnleitereinengung und ein Harnstau im schlimmsten Fall ein Nierenversagen verursachen. Feinmetastasen können Schmerzen im Bereich von Rücken, Hüfte und Oberschenkel auslösen. Da diese Symptome ebenso auf andere Erkrankungen hindeuten können, ist eine Feststellung der Beschwerdeursachen unbedingt erforderlich.
Die Entwicklung von Prostatakrebs verläuft innerhalb der Prostata nur langsam. Es kann etliche Jahre dauern, bis aus einer Krebszelle ein Zellnest (Tumor) entsteht. Dieser kann als Knoten ertastet werden, wenn der Durchmesser mindestens 0,7 Zentimeter beträgt. Durchbricht der Krebs nach einer weiteren Ausbreitung die Kapsel, können sich insbesondere im Skelett und in Lymphknoten Metastasen (Tochtergeschwülste) bilden. Das lokal fortgeschrittene Prostatakarzinom kann nach dem Durchbrechen der Prostatakapsel in benachbarte Organe einwachsen. Dazu zählen Harnblase, Samenblasen und Mastdarm sowie kleines Becken. Metastasen können über Lymph- und Blutgefäße in andere Körperbereiche verteilt werden. Selten sind davon die inneren Organe, sondern vorrangig Oberschenkel und Beckenknochen sowie die Lendenwirbel betroffen.
Ursachen, Risikofaktoren und Diagnose
Im Rahmen der Diagnostik findet zunächst ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient statt. Dabei werden Beschwerden, Vorerkrankungen und mögliche Erbfaktoren erörtert. Eine Diagnose zur Feststellung eines Prostatakarzinoms stützt sich auf verschiedene Untersuchungsmethoden:
• Tastuntersuchung
• Ultraschall
• Bestimmung des PSA-Werts (Prostataspezifisches Antigen)
• Untersuchung des Tumorgewebes (Biopsie)
• Intensivere Untersuchungsmöglichkeiten durch Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT)
Die Ursachen von Prostatakrebs sind vielfach noch nicht bekannt oder erwiesen. Eine Reihe von Faktoren erhöhen jedoch nachweislich das Risiko einer Prostatakrebserkrankung. In erster Linie zählen dazu folgende Einflussfaktoren:
• Alter
• Familiäre Veranlagung
• Umwelteinflüsse
• Ernährung
• Lebensstil
• Arbeitsbedingungen
Das Alter spielt für die Entstehung von Prostatakrebs eine wichtige Rolle. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb der nächsten zehn Jahre an Prostatakrebs zu erkranken, liegt bei einem 45-Jährigen bei nur 1:220. Ein deutlich höheres Risiko trägt vergleichsweise ein 75-Jähriger mit 1:17.
Ist bei nahen männlichen Angehörigen wie Bruder oder Vater bereits Prostatakrebs aufgetreten, erhöht sich das Risiko um das Zwei- bis Dreifache. Das Risiko steigt außerdem dadurch an, wenn mehrere nahe Angehörige betroffen sind und sie zum Zeitpunkt der Diagnose noch nicht besonders alt waren.
Die Anzahl von Erkrankungen an Prostatakrebs differiert zwischen den Erdteilen teilweise deutlich. In Europa und Nordamerika tritt die Erkrankung häufiger auf als in Ostasien. Daher wird vermutet, dass hierfür Ernährung und Lebensstil verantwortlich sind. Zu den Risikofaktoren zählen, wie bei allen Krebserkrankungen, Rauchen und übermäßiger Alkoholgenuss.
Eine mögliche Ursache durch Adi positas ist noch weitgehend unklar. Jedoch gilt mangelnde Bewegung als Risikofaktor.
Behandlungsmöglichkeiten
Als Therapien zur Bekämpfung von Prostatakrebs kommen infrage:
• Abwartendes Beobachten
• Operative Entfernung der Prostata (Radikale Prostataektomie)
• Operative Entfernung der Lymphknoten (und Magnetresonanztomographie)
• Strahlentherapie (von außen: pekutante Strahlentherapie; von innen: Branchytherapie)
• Hormontherapie
• Behandlung von Knochenmetastasen
Bei einem abwartenden Beobachten wird die Erkrankung nicht behandelt, solange keine Symptome auftreten. Diese Option wird häufig bei einem besonders langsamen Wachstum gewählt. Dadurch bleibt ein Patient so lange wie möglich von den Nebenwirkungen einer Behandlung verschont.
Hormontherapien können Symptomverbesserungen und Tumorverkleinerungen bewirken. Bei einer auftretenden Resistenz des Körpers gegen diese Behandlung muss über alternative Behandlungsmethoden entschieden werden.
Bei einer Chemotherapie werden Medikamente zur Hemmung des Krebszellenwachstums eingesetzt. Die sogenannten Zytostatika werden im Regelfall als Infusion verabreicht. Sie verteilen sich über die Blutbahn im gesamten Körper und erreichen dadurch alle Tumorzellen. Eine Chemotherapie verursacht stärkere Nebenwirkungen als eine hormonelle Therapie. Daher wird sie erst angewendet, wenn hormonelle Möglichkeiten ausgeschöpft sind oder eine schnellstmöglich wirkende Therapie erforderlich ist.
Eine vollständige (radikale) Entfernung der Prostata und der Samenblasen wird häufig bei einem lokal begrenzten Prostatakarzinom durchgeführt. Haben sich noch keine Metastasen gebildet, soll zur Heilung der komplette Tumor entfernt werden. Dabei können als Nebenwirkungen Inkontinenz und der Verlust der Erektionsfähigkeit eintreten.
Prävention
Als Vorsorgemaßnahmen ist ein vernünftiger Lebensstil mit einem Verzicht auf Genussmittel wie Tabak und Alkohol empfehlenswert. Ausreichende Bewegung dient ebenfalls der Verhinderung von Risikofaktoren. Ab dem 45. Lebensjahr sollte jährlich eine Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs wahrgenommen werden. Männer, in deren naher Verwandtschaft Prostatakarzinome vorkommen, sollten ab dem 40. Lebensjahr zur Früherkennungsuntersuchung gehen.